• Hallo zusammen :)


    Da ich in mehreren Foren passiv/aktiv unterwegs bin und durch die Bank immer wieder dieselben Fragen gestellt werden, wollte ich hier mal einen etwas allgemeinen Text zum Thema Drehmaschine niedertippen.
    Das Ganze soll keine Kaufberatung werden oder konkret auf eine Maschine hinweisen, sondern eher eine kleine Gedankenstütze / Hilfe zum entlanghangeln sein. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderem :)


    (Lässt sich sicher auch auf andere Maschinen wie Fräsen, Bohrmaschinen, Sägen etc. übernehmen)


    Als erstes solltet ihr euch Fragen, für was benötigt ihr die Drehmaschine überhaupt?


    Sprich, was wollt bearbeiten? Wie oft wollt ihr an ihr Arbeiten? Vom Grundsatz her zählt, je zäher das Material, je öfter sie läuft desto wertiger sollte die Maschine ausfallen.


    Eigentlich relativ einfach: Je mehr Kampfgewicht ihr mit in den Ring nehmt, desto leichter wird sich die Maschine tun. Stichwort „Aufschwingen“.
    Wer das mal an einer Maschine erlebt hat, der weiß was für ein S*****ß das ist und sein kann.

    Es gibt nahezu keine größere Belastung für eine Drehmaschine wie das abstechen. Hier zeigt sich wie gut die Maschine wirklich ist! Zum Gewicht noch ein Wort,
    manche Hersteller geben das Gewicht von nur grob gereinigten Gusskörpern (z.B. Maschinenbett) an, Rückstände vom Formsand zählt sicher nicht zum Gewicht einer Maschine.


    Zur Größe der Maschine:

    Was man immer wieder liest ist „Eigentlich brauch ich ja nicht so eine große Maschine“ und „… wird eher selten bis gar nicht bearbeitet bla bla pups…..“ Schwachsinn :D


    Meine Meinung hierzu ist STELLEN WAS GEHT!

    Was man hat, hat man und man ärgert sich hinterher nicht wieso man damals wieder minimalistisch unterwegs war :)

    Auch wenn ihr nur einmal die maximal Weite oder Höhe, Leistung benötigt…. Dieses eine Mal wird die Anschaffung aufwiegen!
    Denn wie es so ist, wird dieses eine Mal sonntags mit 3 darauffolgenden Feiertagen sein...
    Und mal ehrlich, wer steht nicht voller Stolz vor seinem Bock und denkt sich „Du Viech!“ :well


    Zug-/ Leitspindel?

    Bitte JA!

    Oder habt ihr Lust alles per Hand zu kurbeln? (Kurbeln empfehle ich Einsteigern damit sie ihre Maschine besser kennenlernen) Spätestens bei dem Thema Gewinde ist sonst Schluss! Auf die Steigungen achten!


    Spindeldurchlass? Auch ein wichtiger Punkt der einem sonntags retten kannJ Je nachdem für was ihr eure Maschine nutzen wollt sollten mindestens die 16-18 mm drin sein!


    3- oder 4- Backenfutter? Das 3 Backenfutter spannt zentrischer, ist aber spätestens bei einem 4-Kant überfordertJ Die Möglichkeit sich Spannhülsen zu drehen gibt es. Klar. Als Notlösung sicher auch zu gebrauchen. Aber als Dauerlösung das falsche.


    Zu der Frage alte oder neue Maschine?


    Hier sehe ich das wie beim Autokauf.
    Bei Neumaschinen und Maschinen aus dem Bekanntenkreis weiß man in der Regel wie auf ihr rumgeritten wurde.

    Bei fremden gebrauchten Maschinen bleibt immer ein kleines bisschen Restrisiko.

    Für beides gilt (wie beim Autokauf), Probedrehen! Mit einem gesunden Menschenverstand und funktionierenden Gehört lässt sich das meiste feststellen. Legt hier Augenmerk auf die Führungen / Spindeln / Lager der einzelnen Schlitten.
    Auch mal ne Messuhr dranhängen ist sicher nicht verkehrt! Manche missbrauchen ihre Maschinen als Rohrspanner zum Schleifen oder gar zum Schweißen.
    Wenn hier sorgfältig mit Blechen abgedeckt wurde sicher kein Problem. Schleifstaub ist für die Führungen Gift!


    Die Leistung der Maschine sollte der Maschinengröße entsprechen. Glaubt hier nicht immer, was die Hersteller schreiben. Viele gestalten den Wert und geben die aufgenommene Leistung an!
    Relevant ist die abgegebene bzw. antreibende Leistung, denn nur diese steht auch später an der Spindel zur Verfügung. Lasst euch keinen Bären aufbinden.
    Ein Getriebe, Kugellager, Riemen etc. haben immer einen gewissen Wirkungsgrad bei dem Leistung verloren geht.
    Was bringt es einem, wenn die Maschine 2000 W aufnimmt und nur 800 W an der Spindel abgibt? Hier genau recherchieren und lieber die paar Mark mehr in die Hand nehmen.


    Wenn eure Maschine das Gegenteil macht, also weniger rein wie raus kommt, lasst es mich wissen :top Hier klingelt dann eine Goldgrube :sc


    Ob eine Wechselstrommaschine, eine Drehstrommaschine oder eine mit einem Frequenzumformer.
    Stellt sicher, dass ihr die passende Steckdose mit ausreichender Absicherung habt! Laufruhiger sind Maschinen mit Drehstromanschluss und Frequenzumformer.


    Macht euch vor dem Kauf schlau, wie der Ersatzteilmarkt aussieht! Ein Riemen, oder ein paar Zähnchen im Zahnrad werden früher oder später immer dran glauben müssen,
    auch eine Spindel kann je nach Pflege und Bedienung die Fühler von sich stecken und beleidigt sein :evil: Und wer denkt, dass irgendein Riemen oder irgendein Zahnrad schon passen wird, mag recht haben, ich wurde aber schon das ein oder andere mal eines besseren belehrt..


    Sicher nicht jedermanns Wunsch oder Traum, macht euch aber mal schlau was es bedeuten würde eure Maschine zu automatisieren…


    Bedenkt auch:

    Zubehör für eine Maschine (Drehstähle, Reibahlen, Rändelwerkzeuge, Stahlhalter, Lünetten und und und) können schnell mal dasselbe kosten wie die Maschine selber.
    Vor allem, wenn das „Haben-Will-Hormon“ im deutlichen Überschuss durch den Körper schwirrt :wech
    Mein Rat, lernt die Maschine Schritt für Schritt kennen. Und erweitert euer Zubehör mit wachsendem Wissen und speziell auf eure Anwendungen zugeschnitten.
    Lieber weniger Material, dafür aber Gutes/Zuverlässiges!


    Zum Thema Geldbeutel:


    Drehmaschinen gibt es Mittlerweile von ein paar hundert Euro bis hin zu ein paar tausend (Professionelle / CNC Maschinen mal außen vor). Eine vernünftige Maschine kostet. Punkt.
    Eine neue Maschine (800-1000 Spitzenweite, auch hier wird gerne mal "gestaltet") kostet gerne mal 3500-6000 Euro. Eine gebrauchte kann hier sicher günstiger abschneiden.
    Wenn man geduldig das Netz beobachtet wird man schöne alte Maschinen mit kompletten Zubehör finden. Je schwerer eine Maschinen, desto schwerer der Verkauf.
    Erfahrungsgemäß lässt sich hier am meisten Handeln. Nicht jeder kann eine 1,5-2 Tonnen Maschinen stellen. Ich persönlich kenne 3 Leute die ihr Haus um die Maschine gebaut haben :D


    Eine Drehmaschine kauft man sich nicht alle 2 Jahre neu. Investiert das Geld in eine solide Maschine. Auch wenn sie im ersten Moment teuer wirkt. Sie sollte aber ein Leben lang halten!
    Ein guter Freund von mir hat mittlerweile die Maschine (deutscher Hersteller) von seinem Opa geerbt. In 3 Jahren wird die Maschine 40 oder 45.. Ich bekomme es nicht mehr zusammen. Nicht mal einen neuen Anstrich hat die Dame in der Zeit gebraucht..


    Ein letzter Satz zu den Maschinen:

    China-Maschinen sind nicht gleich automatisch schlecht! Ich selber besitze eine. Rundlauf der Spindel mit einer 1/100 Messuhr nicht Messbar. Fliegend Drehen auf 50mm was um die 0,004mm und auf 75mm was um die 0,01mm Abweichung. Denke das ist vertretbar…


    Wenn ihr mit dem Drehen nichts am Hut habt und es lernen möchtet. Nutzt die üblichen Infoquellen im Netz, schaut euch Videos an, lest, notiert, bildet euch im Thema Schneidengeometrie, Spannen von Meißeln, Schleifen von Meißeln, Zentrieren von Werkstücken, Schnittgeschwindigkeiten, Vorschübe, macht euch mit eurer Maschine vertraut bevor ihr das erste Mal los legt und vor allem unterschätzt nicht die Kräfte die an so einer Maschine (egal welche Größe) wirken!


    Der allerwichtigste Teil der funktionieren MUSS und ohne den beim Drehen gar nichts geht…


    Seid IHR!

    Denkt daran eine Schutzbrille zu tragen, seht zu nicht den Lieblingsschlabberpulli anzuhaben, Lasst Schaals und Ketten weg, Ringe, Armbanduhren, Bindet eure Haare zusammen sofern sie länger sind, lasst Handschuhe weg,
    verwendet einen Gehörschutz, Quatscht keinen unnötig an der Maschine an… Tut alles das, wo ihr auch nur 1 Sekunde den Gedanken habt „Boah, das wäre aber übel geworden“ Sicheres arbeiten macht mehr Spaß, wie ein schöner Messingspan im Auge… <X


    PS: Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege oder ihr anderer Ansicht seid. Der Text beruht auf meiner Erfahrung als gelernter Mechatroniker, der ohne zu übertreiben, sicher weit an über 50 diversen Drehmaschinen jeglichen Alters gedreht hat.
    Und, der Thread darf leben. Ergänzt bitte sofern ihr andere für euch wichtige Punkte habt.


    Vielen Dank fürs lesen :dan


    Grüße und frohes Zerspanen!

    Rechtschreibfehler sind Special Effects meiner Tastatur :)

    Immer daran denken, Klopapier beidseitig verwenden und der Erfolg liegt auf der Hand! :saint:

    Im Bau: Portalfräse ca.1200Y x 1000X x 350Z

  • Hi

    Sehr schön geschrieben,
    Vielen Dank für die Mühe die DU dir gemacht hast.

    Gruß Dieter

    Gruß Dieter

    HALT! Nicht wegwerfen, Ich kann das noch brauchen!

    Aerodynamik ist für Leute, die keine Motoren bauen können. - Zitat von ENZO FERRARI

    Ein Leben ohne Modellbau ist möglich, aber nicht Sinnvoll!

  • Hallo!
    Klasse " Artikel " :top:top:top:top
    Besonders die letzten Tipps (Sicherheit usw.)
    So hab ich das auch mal alles während meiner Lehre gelernt! :thumbup::thumbup:
    Und immer gute Pflege nicht vergessen! Meine Proxxon ist schon in den Jahren,
    aber immer noch Top.
    Noch ein Tipp, lasst nie den Schlüssel im Drehfutter :fiess:fiess mir ist mal einer
    in der Lehrwerkstatt um die Ohren geschossen :cursing: , Gott sei Dank keiner Verletzt, nur
    die gegenüberliegende Wand :D !

    Gruß Hans!

    Ruhestand? :_2night da hat man Hans total verkannt ?wegl !

  • Hallo zusammen.

    Keine langen Wellen durch das Futter schieben und an der Rückseite der Maschine rausstehen lassen. Die können umknicken und schlagen Alles in Reichweite kaputt. Hab ich bei uns in der Lehrwerkstatt erlebt. :112:

    Viele Grüße

    David

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