Hallo Forum,
in einem anderen Thread ging es kürzlich darum, neben den reinen Modellvorstellungen ab und zu auch mal Tipps für Hobbyeinsteiger zu geben.
Da es schwierig ist, in solch "gesammelte Werke" eine Struktur hineinzubringen, will ich hiermit nochmal ganz oben anfangen mit einem neuen Thema.
Die US-Trucks von Tamiya sind nach wie vor recht beliebt, immer noch im Programm und gebraucht reichlich zu bekommen. Für viele Hobbyeinsteiger sind sie der Anfang zum Erfahrungsammeln. Die Trucks - also die drei "namenlosen" King Hauler, Knight Hauler und Globe Liner - sind inzwischen schon 30 Jahre auf dem Markt und ursprünglich eher als Spielzeug vorgesehen. Die beiden älteren, der Globe und der King, sind ein Sammelsurium von Designmerkmalen verschiedener Originale. Der King Hauler (und natürlich auch der Grand Hauler) sind optisch am nächsten am Peterbilt 359. Was am wenigsten dazu passt sind die Kotflügel und die Scheinwerfer - die sind vom Kenworth W900.
Aus dem Tamiya-Modell nun ein "scale"-Modell vom Peterbilt zu machen ist schon eine sehr große Herausforderung. Man kann aber mit ein paar Kleinigkeiten deutlich näher ans Vorbild kommen. Was mich persönlich am meisten stört sind die viel zu weit nach vorne überstehende Stoßstange und der vollkommen falsche Heckabschluß.
Nachdem ich schon an ein paar Modellen geübt habe, wollte ich mir nun nochmal einen King Hauler besorgen und ihn so aufbauen, wie die Fahrzeuge in den 70er und 80er Jahren auf den US-Highways unterwegs waren - also keine Restaurierungen oder neumodische "Custom"-Umbauten.
Dazu habe ich mir wieder viel Bildmaterial angesehen, unter Anderem ein nettes Truck-Buch aus den 80ern mit zeitgenössischen Fotos. Dabei haben sich einige typische Details herausgestellt:
- Die meisten Trucks sind sehr sauber, vor allem Chromteile, Lack und Felgen. Rost gibt´s eigentlich nur am Chassis
- Im Gegensatz zu den deutschen LKW aus der Zeit findet man an den US-Trucks selten irgendwelche Aufkleber. Schon gar nicht an den Chromteilen. Ausnahmen sind die vorgeschriebenen ICC, DOT und sonstige Typisierungen, die "license-plates" an der Front und eine große Sammlung von Mautplaketten oder was immer das sind, meistens an der Fahrertür.
- Die Trucks sind meistens recht bunt foliert, konnte man ab Werk bestellen.
Für mein Projekt habe ich einen gebrauchten King Hauler im werkseitigen metallic-schwarz gekauft. Damit er nicht einer von hunderten ist habe ich mich dazu entschlossen, nicht die Tamiya-Aufkleber anzubringen sondern ein Design selbst zu entwerfen. Dafür habe ich mir bei einem Fahrzeugbeschrifter verschiedene Plotterfolienreste beschafft. Gab´s sogar geschenkt, weil in der Größe für ihn Abfall. Die Folien habe ich nach Augenmaß mit einem sehr scharfe Cuttermesser (Geraden) und einer guten Schere (Kurven) zugeschnitten und dann für die andere Seite gespiegelt. Orange und braun passt gut zueinander und gibt nen schönen Kontrast zum Schwarz. Ich wollte erst noch etwas gelb dazubringen, das war mir aber dann zu grell.
Außerdem wurde modifiziert:
- Heckstoßstange entfernt, Rahmenheck oben abgeschrägt und Spritzlappen weiter nach unten gesetzt, hintere Quertraverse weiter nach vorne gesetzt. Bei den US "tractors" gab´s damals üblicherweise nur so eine Art Notbeleuchtung hinten in der Mitte mit zwei roten und einer weißen Lampe. Dies werde ich auch noch nachbauen.
- Träger der Sattelkupplung weiter nach hinten versetzt, den originalen Entriegelungshebel samt Montageplatte entfernt und stattdessen einen Hebel aus dem 3D-Drucker montiert.
- Stoßfänger vorne ausgebaut, Konsole am vorderen Querträger entfernt und eine senkrechte PS-Platte von der Innenseite angeklebt, Distanzstück für die Mulde an der Innenseite des Stoßfängers gebaut und passende Löcher gebohrt. Der Stoßfänger schließt jetzt bündig mit dem Kühlergrill ab. Zum Anbringen der "license-plates" habe ich einen passenden Alu-Streifen angefertigt, an der Unterseite Radien gefeilt und das Ganze mit dickem Doppelklebeband vor die zwei originalen Schilderhalter an der Stoßstange geklebt. Verschraubt habe ich den Stoßfänger mit zwei silbernen Innensechskantschrauben, das fällt nicht so auf.
- Scheibengummis vorne und den unteren Abschnitt der Kotflügel mit schwarz matt angepinselt, Mittelstrebe der Frontscheibe in Alu-Farbe gestrichen, ebenso die Streben an den Seitenscheiben. Luftschläuche von den Luftfiltern zur Haube matt schwarz angemalt, vorher Chrom mit Cutter-Messer entfernt.
- Senkkofschrauben für die Kabinenbefestigung montiert, Bohrungen dafür mit scharfem Bohrer von Hand angesenkt. Schrauben werden noch durch welche mit Innensechskant ersetzt. Für die Verschraubung der Tank-Trittbretter unten habe ich verchromte Linsenkopfschrauben verwendet.
- die Scheibenwischer habe ich in etwas unterschiedlicher Position angeklebt, ist bei den Originalen auch oft so.
- Sonnenblende mit zwei Schrauben angebaut statt zu kleben.
Zur Zugmaschine muß es natürlich noch einen passenden Auflieger geben. Der ist vorher schon in meiner Sammlung gewesen. Bei diesem wurde auch einiges geändert. In den USA sind Kofferauflieger immer selbstragend, haben also keinen durchgehenden Rahmen wie es beim Tamiya-Modell zu finden ist. Daher habe ich den Rahmen vor dem Achsaggregat abgetrennt, die Achsen so weit wie moglich nach hinten und etwas näher an den Koffer versetzt. Die Konsole für die Stützen entstand im Eigenbau aus zugeschnittenem und gebogenen Karosserieblech. Die Stützen sind von Carson.
Als Nächstes ist nun weitere Detailarbeit angesagt. Ein paar Antennen müssen noch montiert werden, vielleicht noch transparente Scheiben und eine schöne Inneneinrichtung. Radnabenabdeckungen sind auch schon bestellt. Beleuchtung wird´s geben und ich hätte auch gerne noch passenden Sound. Aber nicht von Beier und nicht von Tamiya...
Grüßle
Steffen