Hallo Forum,
von meiner Seite ausnahmsweise mal kein Tamiya. Obwohl ich Modellen von chinesishen Labels ja eher reserviert gegenüberstehe habe ich mir vor einiger Zeit einen MAN F2000 als Sattelzugmaschine von JX Model gekauft. Ich hatte immerhin den Karton schon geöffnet und mich über die massiven Fahrerhausteile gefreut - hab´s aber dann doch wieder alles zusammengepackt und "für später" aufgehoben. Nun bin ich aber hier im Forum über einen schon zusammengebauten aber unlackierten F2000 Pritschenwagen gestolpert. Der Preis war verlockend, fast schon verdächtig billig. Aber ich hab´s riskiert und nach ein paar Tagen kam auch tatsächlich ein schweres Paket bei mir an.
War ein guter Kauf. Es fehlten nur die Rückleuchten, zwei Bordwandverschlüsse und von den berüchtigten Bordwandscharnieren waren welche gebrochen. Ich habe mir gleich einen ganzen Satz von den verbesserten Scharnieren bestellt, beim Umbau sind mir fast alle der Originalscharniere zwischen den Fingern zerbröselt - was meine Meinung über chinesische Fertigungsqualität bestätigt.
Die neuen Scharniere habe ich gleich so montiert und geändert, daß ich die einzelnen Bordwände ohne Werkzeug in waagerechter Stellung aushängen kann.
Da ich immer bestrebt bin, einigermaßen vorbildgetreu zu bauen (ich verwende ausdrücklich nicht den Begriff "scale"), gibt´s natürlich für mich einigen Verbesserungsbedarf.
Grundproblem ist, daß das Vorbild leider nicht der europäische MAN F2000 Evo ist, wie es auf den ersten Blick scheint, sondern der chinesische "Youngman"-Lizenzbau. Daher paßt halt manches nicht. Falsche, Sitze, falsches Armaturenbrett, X-lagige Blattfederpakete, die man in Europa so schon seit 50 Jahren nicht mehr fährt, falsche Form der Sonnenblende, falsche Sickung am Hochdach etc. Am Auffälligsten sind natürlich die vorderen Kotflügel. Die erinnern beim Modell eher an den F90, beim F2000 waren sie ganz anders geformt. Das habe ich zuerst geändert, natürlich nur nach Augenmaß und anhand von Fotos - irgendwie sieht das bei den Vorbildern aus jeder Perspektive anders aus. Nun ja, es ist sicher nicht perfekt geworden, aber zumindest besser als vorher. Wie es letztendlich wirkt, sieht man eh erst wenn die weiß aufgesetzten Teile mal in der gleichen Farbe lackiert sind wie der Rest.
Was ich von diesen "Fehlern" sonst noch alles abarbeite, weiß ich noch nicht. Es muß ja auch nicht in Erbsenzählerei ausarten.
Was mich außerdem gestört hat, waren die irgendwie seltsamen Proportionen des Modells. Die Pritsche ist eigentlich für unsere Verhältnisse zu lang. Die knapp 8 m fährt man bei uns üblicherweise auf 3-Achs-Fahrgestellen um dann in Kombination mit einem 2-Achs-Hänger die zulässigen 40 Tonnen Gesamtgewicht ausnutzen zu können und dabei die Achslasten nicht zu überschreiten. Vierachsige Züge dürfen nur 38 Tonnen, solche sieht man bei uns dann eher als Volumenzüge in niedrigeren Gewichtsklassen. Ein dreiachsiger Hänger mit gleich großer Pritsche wäre unsinnig weil man dann für Motorwagen und Hänger bei gleichem Ladevolumen sehr unterschiedliche Zuladungen hätte.
Also wird mein MAN hauptsächlich solo unterwegs sein.
Was man bei JX auch nicht so toll hinbekommen hat ist die Position der Pritsche: Sie sitzt zu weit vorne. Der Platz zum Fahrerhaus ist zu eng, da wäre es im Original kaum noch möglich eine Plane anzuknüpfen. Der hintere Überhang ist zu kurz, die Stoßstange falschherum montiert (U-Profil nach innen, außen hässlich hervorstehende Schrauben), die hintere Bordwand läßt sich nicht senkrecht nach unten klappen. Folglich habe ich die Stoßstange umgedreht, den Hilfsrahmen vom Hauptrahmen getrennt und die Pritsche so weit nach hinten gesetzt, daß sich die Bordwand noch senkrecht abklappen läßt. Damit ist dann auch der Abstand zur Kabine größer. Position der neuen Bohrungen markiert, Löcher gebohrt, Gewinde geschnitten und alles wieder verschraubt. Gefällt mir nun deutlich besser. Am Ende habe ich nachgemessen - die Pritsche ist 11mm nach hinten gewandert.
Im Gegensatz zu den offiziellen Fotos von JX steht der MAN, nach Plan zusammengebaut, vorne deutlich zu hoch. Sieht auch doof aus. Ich habe daher zwei Lagen der eh viel zu dicken Federpakete herausgenommen und die Federbrieden entsprechend gekürzt, außerdem in den Halter oberhalb des Achsträgers je zwei Löcher gebohrt damit die Zentrierstifte dort hineinstehen können (sonst hätte ich die Stifte kürzen müssen und auf 4x2mm abfeilen hatte ich grad keinen Bock...) Nun steht der MAN genau waagerecht.
So, nun ist alles wieder probehalber montiert - außer dem seitlichen Unterfahrschutz. Der sieht so aus als hätte die Chinesen kurz vor Schluß die Lust am Modell verlassen. Die Streben werde ich beidseitig neu bauen und sie dann auch am Rahmen befestigen und nicht am Pritschenboden.
Für die Lackierung habe ich ein mittleres uni-grün vorgesehen, Chassis wird dunkelrot. Vordere Kotflügel werden grau seidenmatt. Vordere Stoßstange entweder Fahrerhaus- oder Chassisfarbe.
Die Tieferlegung und die versetzte Pritsche sind übrigens auf den Bildern oben noch nicht zu sehen...
Grüßle
Steffen