MAN F90 35-332 8x4 Hinterkipper in 1:12

  • Hallo Zusammen,

    ich wurde über eine PN zum Verarbeiten von Weißblech gefragt. Weißblech ist verzinntes Stahlblech, man kennt es auch von Konservendosen. Es hat gegenüber Messingblech die höhere Festigkeit und den Vorteil, dass es vor dem Löten nicht blank geschliffen werden muss. Solange eine Zinnschicht drauf ist, nimmt es bei der entsprechenden Temperatur sofort das Lot sauber an.

    Ich verlöte das Blech noch mit Restbeständen an bleihaltigem Lot, verwende aber einen Abzug für die Lötdämpfe, Blei ist ja, sagen wir es mal so, nicht gesundheitsfördernd. Ich verlöte die Bleche überwiegend mit zwei Lötkolben 50W und 150W. Zusätzlich sorge ich mal punktuell und mal flächig mit einem Feuerzeuggasbrenner für zusätzliche Wärme. Man muss dabei aufpassen, dass man lokal nicht zu viel Wärme einbringt, und längere Lötnähte entsprechen über die Länge gut und gleichmäßig vorwärmt. Dies erfordert einiges an Übung, gilt aber für Messing gleichermaßen. Mit etwas Übung kann man so den Verzug ganz gut im Zaume halten.

    VG Bernd

  • Hi Bernd,

    Top, tolle Mulde.

    Hast du schon Erfahrung mit lackieren von Weißblech? Zwecks der verzinnten Oberfläche.

    Danke.

    Gruß :fahrer

    Daniel

    Meine Modelle sind hier zu sehen:

    --> Mainfranken Bau

    Menschen, die die Wahrheit leugnen, werden an ihrer Feigheit zu Grunde gehen.

  • Servus Daniel,

    das Lackieren von Weißblech ist kein Problem. Ich habe das in der Vergangenheit wie alle anderen metallischen Oberflächen behandelt: Lötrückstände vollständig mit Drahtbürste entfernt, Oberflächen mit 240 oder 320 angeschliffen und gut entfettet. Meist habe ich dann in 2K eine Grundierung und den Decklack aufgetragen. Ich hatte da bisher keine Probleme.

    VG Bernd

  • Hallo zusammen,

    weiter ging es mit den Bordwänden. Die gekanteten Profile mussten an die richtige Stelle angepasst, positioniert und verlötet werden.

    Leider hatte ich keine Ansicht des oberen Schlages, so dass ich hier improvisieren musste, ob die Form so passt kann ich nicht sagen.

    Immerhin funktionierte die Mechanik soweit gut, dass in Fahrstellung die beiden Schläge sauber verriegeln, im gekippten Zustand der untere Schlag als Schurre nach unten klappt.

    VG Bernd

  • Hallo zusammen,

    danke Euch für Eure positiven Zusprüche, freut mich wenn es Euch gefällt.

    Nach und nach wurde die Mulde weiter gebaut und verfeinert, bis sie dann über ihren Hilfsrahmen auf dem Fahrgestell Platz nehmen durfte. Ich brauchte die Mulde auch um das Fahrerhaus in die richtige Position zu bringen. Hauptsächlich ging es mir um den richtigen Abstand Mulde zu Kabinenrückwand.

    Nachdem das soweit passte, musste ich mich der Kippfunktion widmen. Dazu gehört ein mehrstufiger Teleskopzylinder. Davor hatte ich ein wenig Respekt, da der Bauraum, soll der Zylinder halbwegs Scale-Abmessungen haben, sehr begrenzt ist, um eine vernünftige Abdichtung umsetzen zu können. Geplant waren daher nur dünne O-Ringe mit 1 mm Schnurstärke. Ich besorgte mir die passende Messingrohre und fertigte die einzelnen Stufen an. Ich machte das ganze gleich x2, so habe ich immer noch einen Ersatzzylinder auf Lager.

    Insgesamt sind es 4 Rohre, also 3 Teleskopstufen. Das kleinste Rohr misst außen 4 mm, das größte 16 mm. Ziel war es, das ganze so leichtgängig wie möglich zu realisieren, es läuft kein Metall auf Metall, sondern es ist immer ein Führungsband aus Teflon dazwischen. Die Anlenkstellen oben und unten bekamen noch eine Bronzebuchse eingepresst.

    Die Anprobe des Rohbau-Zylinders war schließlich erfolgreich, Länge eingefahren und Länge ausgefahren haben gepasst.

    VG Bernd

  • Hallo Zusammen,

    weiter ging es mit den Zylindern. Die konnten natürlich nicht in Messing-Rohzustand bleiben. Für eine bessere Anmutung habe ich die Rohre in einem Galvanikbetrieb glanzverchromen lassen. Dies ging erstaunlich schnell und auch zu einem fairen Preis. Die Abdichtung der Stufen untereinander war mit O-Ringen geplant und gebaut.

    Die Zylinder war dicht, fuhren schön ruckfrei aus. Da die Zylinder einfachwirkend sind, muss die Mulde mit dem Eigengewicht für das Einfahren sorgen. Leider war dies nur ruckelig möglich, die größte Stufe blieb sogar stehen. Nach dem Druckaufbau beim Erreichen der Endanschläge muss es die O-Ringe aber etwas in die Ecke gedrückt haben. O-Ringe sind halt doch nur gute Dichtungen für statische Abdichtung.

    Also das Ganze noch einmal überdacht und modifiziert, ich habe dann Dichtringe aus PTFE (Teflon) gedreht, welche über O-Ringe an die Gegenlauffläche gedrückt werden.

    Die Dichtringe waren dann doch ganz schön filigran, die Drehgrate musste ich dann mit dem Skalpell unter der Lupe sauber entgraten, die Augen waren schon mal besser :)

    Die Kolben wurden dann entsprechend etwas tiefer eingestochen, damit O-Ring und Dichtring ihren Platz fanden.

    Ich habe dann alles schnell zusammengebaut, vorher entfettet und über Loctite an den Gewinde-Fügestellen abgedichtet.

    Der Test war dann erfolgreich, das Ein- und Ausfahren war jetzt ruckfrei und recht leichtgängig.

    VG Bernd

  • Hallo Bernd.

    Das ist wieder total irre. Ich dachte, die Ringe sind der Span vom Drehen! Welche "Schnurstärke" haben die Teflonringe denn? Dass man sowas überhaupt so drehen kann. Irre. :112:

    In dieser Detaillierung ist das Modell eh schon eine Augenweide, und es kommt die perfekte Funktionalität hinzu. Ich bin absolut beeindruckt!!

    Viele Grüße

    David

  • Oh je, lange nichts mehr geschrieben, wo ist die Zeit geblieben?

    Die Teflonringe haben ca. 1x1 mm Querschnitt, der O-Ring dazu 1 mm Schnurstärke.

    Nachdem der Stufenzylinder soweit passte, musste auf die Schnelle noch ein Hydraulikaggregat her, denn unsere Messe Faszination Modellbau 2022 in Friedrichshafen rückte näher und näher. Eine kleine Jung-Pumpe aus den Brami-Zeiten war noch im Fundus, Planetengetriebe und ein kleiner Brushlessmotor wurden an die Pumpe angebaut und angepasst.

    Nachdem der Testlauf erfolgreich war, brauchte der Kipper auch noch einen eigenen Hydrauliktank. Dieser wurde aus Weissblech gelötet, Einlötstutzen aus Messing mit M5 oder M3-Anschluss für die Hydraulikverschraubungen eingelötet.

    Aus Zeitmangel habe ich für die Kippfunktion das Ventil nicht selbst gebaut. Ich habe mir ein Einfachventil samt Servo von Lesu besorgt. Alles "made in Eile" im Bereich der Fahrerkabine reingespaxt, Tank befestigt und dem Akku, Pumpenregler und Empfänger auch noch einen passenden Platz gesucht. Etwas Verkabelung schnell und einfach, fertig.

    Somit war das Fahrzeug erst einmal mit dem Nötigsten ausgestattet und fertig für den ersten Testeinsatz auf der Modellbaustelle.

    VG Bernd

  • Hallo zusammen,

    schön wenn es Euch gefällt ;)

    Dann war es endlich soweit, die Faszination Modellbau 2022 in Friedrichshafen war eröffnet. Wir hatten mit der IGNM wieder einen schönen Parcours in 1/12.

    Der F90 kam zu ersten mal in Testeinsatz. Erstbeladung mit Liebherr und Cat:

    Es wurden viele Modell-m³ bewegt, der Vierachser macht viel Spaß. Durch die selbstsperrenden Achsen kommt man mit nur 2 angetriebenen Achsen erstaunlich weit, der gute Lenkeinschlag lässt ihn recht eng um die Kurven fahren.

    Nach intensivem Testeinsatz und vielen Fuhren musste ich feststellen, dass am letzten Tag Leckage am Stufenzylinder aufgetreten ist. Nicht schlimm, aber an den Enden der jeweiligen Stufen war ein "Ölkragen" zu sehen. Da muss ich also noch mal ran und die Dichtungen für die Teleskopstufen überarbeiten. Es ist ein schmaler Grat zwischen Dichtheit (hohe Vorspannung der Dichtungen) und Einfahren durch das Eigengewicht der Mulde (möglichst geringe Reibung, also geringe Vorspannung der Dichtelemente).

    Die 5 mm "China-Kardangelenke" scheinen auch etwas überfordert zu sein, ein Gelenk quittierte während der Messe mal seinen Dienst, ein Bolzen wurde abgeschert. Auf Dauer baucht es da wohl eine verstärkte Variante.

    In Summe scheint alles aber soweit zu funktionieren, ich kann also mit dem Modell wie geplant weiterbauen, wenn es die Zeit zulässt.

    VG Bernd

  • :moin: Bernd,

    ich bin gerade über dein Projekt gestolpert und kann nur sagen

    :res:res:res

    Das ist ja schon echter Maschinenbau :top

    Auch die Umsetzung des schweren Meiller-Kübels ( welchen ich selbst ja schon aus PS geschnitzt habe ) ist der Oberhammer!

    Und was den Herrn B. und seine Filmchen betrifft, kann ich dir nur Recht geben. Herrliche Besudelung an langweiligen Tagen :top

    Gruß

    Carsten

    Auf die Dauer hilft nur Luftkühlpower :top

  • Hallo Bernd,

    Wie Carsten schon schreibt das ist wirklich echter Maschinenbau :top

    Der Kipper ist echt genial mit den ganzen Profilen und wunderschön verlötet!

    Die Achsen sind ja genial! :res

    Eine Frage zum Bau des Teleskopzylinder hätte ich noch. Wie hast du den Hub der einzelnen Stufen vorne begrenzt?

    Hast du da vorne eine "Hülse" mit Absatz in die Rohre eingelötet?

    Man kann das in den Bildern leider nicht ganz erkennen!

  • Hallo Simon,

    das verrate ich Dir nur, wenn ich mal vorbeikommen und Eure Bagger anschauen kann ;)

    Du hast recht, man sieht auf den Bildern nicht alle Teile. Jedes Rohr hat am einen Ende ein Außen- und am anderen Ende in Innengewinde.

    Auf dem Außengewinde sitzt der Kolben (Alu-Drehteil auf dem Bildern), welcher aufgeschraubt und etwas Loctite gesichert wird.

    Am anderen Ende wird der Anschlag in das Innengewinde eingeschraubt, er sitzt ein stück weit im Zylinderrohr und begrenzt so die nächst kleinere Stufe am Ausfahren. Der Anschlag hat oben einen kleinen Bund im Durchmesser des Rohres.

    Leider habe ich keine Bilder und auch gerade keinen zerlegten Zylinder, nur eine schnelle Handskizze vom Prinzip. Vielleicht kannst Du Dir unter der Beschreibung ein wenig was vorstellen.

    VG Bernd

  • Hallo Bernd.

    Ich habe das Modell ja schon letztes Jahr bewundern dürfen, und freue mich, dieses Jahr wieder ein paar zusätzliche Details zu entdecken. Wirklich einmalig, bis ins letzte Detail. :top

    Viele Grüße

    David

  • Hallo Simon,


    das verrate ich Dir nur, wenn ich mal vorbeikommen und Eure Bagger anschauen kann ;)


    Du hast recht, man sieht auf den Bildern nicht alle Teile. Jedes Rohr hat am einen Ende ein Außen- und am anderen Ende in Innengewinde.

    Auf dem Außengewinde sitzt der Kolben (Alu-Drehteil auf dem Bildern), welcher aufgeschraubt und etwas Loctite gesichert wird.

    Hallo Bernd, die Bagger kannst du gerne mal anschauen kommen! :)

    Vielen Dank für die Erklärung, jetzt machen die bemasten Gewinde auf der technischen Zeichnung weiter oben auch Sinn.

    Mit der Skizze ist das gut verständlich :top Dankeschön!

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